Oliver Brix
Zahntechniker
Deutschland
Feinstrahlen vollanatomischer Lithium-Disilikat-Kronen mit dem Basic quattro IS von Renfert. Ein Erfahrungsbericht von Oliver Brix, Bad Homburg.
Wer an Sandstrahlen denkt, dem schieben sich Bilder von Einbettmasseresten, mattierten oder aufgerauten Oberflächen und Modellguss vor das innere Auge. Doch Sandstrahlen kann mehr. Denn je präziser ein Sandstrahlgerät arbeitet, desto gezielter lässt es sich einsetzen. So zum Beispiel das Basic quattro IS von Renfert. Oliver Brix zeigt in diesem Erfahrungsbericht, dass sich damit sogar Kauflächen von IPS e.max CAD Kronen im blauen Zustand „modellieren“ lassen.
Sandstrahlen ist im Laboralltag nicht weg zu denken. Kein Entfernen von Muffelresten in der Guss- oder Presstechnik ohne Sandstrahlen. Präzises konditionieren oder entfernen von Verunreinigungen gehören ebenfalls zu den Aufgaben eines modernen Sandstrahlgerätes.
Vielfach noch unbekannt, ist jedoch das präzise Ausarbeiten von Kauflächen keramischer Kronen (Abb. 1).
Vollanatomisch Sandstrahlen
01 Eine monolithische IPS e.max CAD-Seitenzahnkrone nachdem Detail-Strahlen. Alle feinen anatomischen Details konntendargestellt werden
02 Der Basic quattro IS Sandstrahler vereint Robustheit, Ergonomie und eine einfache Anwendung. Besonders gut gefällt die großzügige und gut einzusehende Strahlkammer
03 Verschiedene Strahldüsen ermöglichen ein effizientes Arbeiten. Egal ob grobes oder feines Strahlen, mit diesen Düsen können alle Aufgaben erfüllt werden.
04 Das Feinstrahlmittel Cobra mit einer Korngröße von 25 μm eignet sich hervorragend zum Bearbeiten von Schichtkeramiken und monolithischen IPS e.max CAD-Kronen
Durch die Verwendung eines geeigneten Feinstrahlgeräts wie dem Basic quattro IS und eines feinen Strahlmittels (Cobra, AL2O3, 25 μm) sowie einer feinen Düse mit 0,4 bis 0,6 mm (Abb. 02 bis 04) lassen sich Fissuren und die Kauflächenmorphologie spielend leicht herausstrahlen und akzentuieren (Abb. 05 und 06).
05 Mit einem Druck von etwa 2 bis 3 bar werden die Fissuren mit impulsartigen Feinstrahlstößen nachgezogen und einzelne Höckerelemente herausgestrahlt. Da das Strahlmittel beim Basic quattro IS nicht vor- oder nachläuft, lässt sich gezielt Material abtragen. Das besondere Licht in der Strahlkammer – ein Bestandteil des PerfectView Systems bei den Renfert Feinstrahlgeräten – und ein reduziertes Staubaufkommen geben einen klaren Blick auf das Objekt
06 Mit der Zenotec mini geschliffene IPS e.max CAD-Krone von links nach rechts: direkt aus der Schleifmaschine, distale Anteile teils gestrahlt (der Unterschied ist deutlich zu erkennen) und fertig konturierte Krone. Die weichen Übergänge und feinen Vertiefungen geben Zeugnis über die Möglichkeiten der Strahltechnik
In der keramischen Verblendtechnik findet dieses Vorgehen in unserem Labor Alltag schon sehr lange, sehr erfolgreich Anwendung. Um diese Technik erfolgversprechend anwenden zu können, ist es besonders wichtig, dass das Feinstrahlgerät weder einen Vor- noch Nachlauf des Strahlmittels aufweist. Nur so kann gewährleistet werden, dass ausschließlich die zu bearbeitenden Bereiche mit dem Sandstrahl „in Kontakt kommen“. Bei dem verwendeten Feinstrahlgerät von Renfert wird dies durch die sogenannte „Immediate Stop“-Funktion (IS) sichergestellt – daher der Name Basic quattro IS.
Allerdings ist das Modifizieren von monolithischen IPS e.max CAD-Kronen (vor dem Kristallisieren) mittels Strahltechnik ein neuer und differenzierter Ansatz. Mit etwas Übung eröffnet sich einem damit ein effizientes und zeitgemäßes Bearbeitungsverfahren für Seitenzähne. Die nachfolgend beschriebene Sandstrahltechnik erschließt völlig neue Möglichkeiten, die CAD/CAM-gestützte Fertigung und funktionellen Zahnersatz zu optimieren. Der Grundgedanke dabei ist der, fehlende Details von CAD/CAM-gestützt gefertigten Seitenzahnkronen statt mit rotierenden Instrumenten durch herausstrahlen heraus zu arbeiten (Abb. 07 bis 13). Die Details dieser Technik werden in den Bildlegenden beschrieben.
07 Patientenarbeit: Sieben mit der Organical Desktop geschliffene IPS e.max CAD-Kronen (HT-Rohlinge). Die approximalen sowie zentrischen und exzentrischen Kontakte werden zunächst mit einem Diamantschleifer nachgearbeitet.
08 Die Kauflächen werden mit 0,4 und 0,6 mm Düsen und einem Druck von 2 bis 3 bar konturiert. Zentrische Kontakte werden belassen und lediglich bei Bedarf verkleinert und mit Freiräumen versehen.
09 Die Kristallisation der IPS e.max CAD-Kronen erfolgte exakt den Herstellerangaben entsprechend (Ivoclar Vivadent) .
10 Die fertigen, farblich akzentuierten, vollanatomischen Lithium-Disilikat-Kronen nach der Politur.
11 Diese Aufnahme wurde mit einem Diffuser fotografiert, sodass die Details der feingestrahlten Kronen besseren zur Geltung kommen.
12 Detailansichten des 3. und 4. Quadranten. Mit ein wenig Übung wird die Feinstrahltechnik zu einer effizienten und einfachen Methode, um monolithische IPS e.max CAD-Kronen vor dem Kristallisationsbrand zu akzentuieren.
13 Die eingegliederten IPS e.max CAD Seitenzahnkronen in Situ. Würden Sie die Vorgeschichte dieser Kronen nicht kennen, würden Sie sicher niemals vermuten, dass diese Kauflächen mit einem Sandstrahlgerät feingestrahlt wurden.
Die hier vorgestellte Technik zeichnet sich durch enorme Rationalität und Präzision aus. Die Kombination aus digitalem Workflow und manuellem Perfektionieren bietet eine echte Alternative zum klassischen Herstellungsverfahren. Natürlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass eine aufgewachste und gepresste monolithische Krone nach wie vor unser Standard ist, but …„who knows“.…