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Oberflächenbearbeitung

Teil 1 des ultimativen Guides zur Politur von CAD/CAM-Restaurationen

Von Annett Kieschnick
Jul 24, 2025 | 6 Minute(n) Lesezeit

Darum geht's:

  • Materialspezifische Politur ist entscheidend für Langzeitstabilität und Ästhetik von CAD/CAM-Restaurationen.
  • Polierte Oberflächen reduzieren Antagonistenverschleiß und Plaqueanlagerung nachweislich.
  • Jeder Werkstoff – Zirkonoxid, Lithiumdisilikat, Hybridmaterialien – benötigt angepasste Polierprotokolle.
  • Wissenschaftlich entwickelte Poliersysteme erzielen reproduzierbare Hochglanzergebnisse.

In Teil 2 unseres Politurguides erfahren Sie mehr über die wissenschaftlich belegten Vorteile der Politur von CAD/CAM-Restaurationen

Monolithische CAD/CAM-Restaurationen aus Zirkonoxid, Lithiumdisilikat oder Hybridwerkstoffe haben sich in Zahnarztpraxen und Dentallaboren etabliert. Sie lassen sich effizient herstellen und zeichnen sich durch hohe Ästhetik und Langlebigkeit aus. Doch mit dem Verzicht auf die Verblendung rückt eine neue Herausforderung in den Fokus: die optimale Oberflächenbearbeitung und Politur.

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Warum Politur mehr als Ästhetik ist

Die CAD/CAM-Krone ist gefräst oder geschliffen, die Passform perfekt – nun drängt die Zeit. Die Dentalpolitur als letzter Arbeitsschritt erfolgt oft unter Zeitdruck. Dabei ist dieser Aspekt mehr als ein kosmetischer Feinschliff. Eine materialgerechte Politur reduziert Plaqueanlagerung, minimiert Antagonistenabrasion und erhöht die Lebensdauer der Restauration.

Renfert hat diese Herausforderung erkannt und eine Serie materialspezifischer Polierpasten entwickelt. Ob Zirkonoxid, Lithiumdisilikat oder Hybridwerkstoffe – es gibt die passende Polierpaste. In diesem Artikel erfahren Sie, warum die richtige Politur unverzichtbar ist, welche materialspezifischen Herausforderungen es gibt und wie Sie mit den richtigen Techniken optimale Ergebnisse erzielen.

Politur für Langlebigkeit und Stabilität

Eine gut polierte Oberfläche verbessert nicht nur die Ästhetik, sondern auch die mechanischen Eigenschaften einer Restauration.

Gut poliert für Antagonisten-Schutz

„Abradiert monolithisches Zirkonoxid den Gegenzahn?" Diese Sorge teilen viele. Zahlreiche Studien belegen jedoch: Optimal polierte, glatte Oberflächen verursachen weniger Abrieb am natürlichen Zahnschmelz. Gerade bei Zirkonoxid gilt: Eine optimierte Oberflächenvergütung schont den Antagonisten besser als eine rein glasierte. Wird Glasurmasse verwendet, ist eine vorherige Politur dringend empfohlen. Grund: Glasurschichten können sich abnutzen. Eine zuvor polierte Oberfläche reduziert den Antagonistenverschleiß, auch wenn die Glasur partiell verloren geht.

Weniger Plaque, mehr Gesundheit

Die Oberflächenglätte spielt zudem eine entscheidende Rolle bei der Plaqueanlagerung. Präzise polierte Restaurationen zeigen eine deutlich geringere Biofilmbildung im Vergleich zu raueren Oberflächen. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Ästhetik durch weniger Verfärbungen aus, sondern schafft optimale Voraussetzungen für die Gesundheit des umliegenden Weichgewebes. Eine glatte Oberfläche unterstützt die biologische Integration und reduziert das Risiko von Entzündungen.

Natürliche Ästhetik durch echten Hochglanz

Eine sorgfältig polierte Restauration erreicht Glanzwerte von über 85 GU (Gloss Units) – vergleichbar mit dem natürlichen Glanz gesunder Zähne unter Speichelfilm. Dieser „echte" Hochglanz verleiht der Restauration eine natürliche Optik und verbessert das Lichtreflexionsverhalten. Im Gegensatz dazu sind oberflächliche Glanzeffekte durch Öle, Wachse, Glasuren oder Glanzlacke temporär und verschleißen. Für alle Werkstoffe gilt: Eine effektive Hochglanzpolitur ist für eine harmonische Integration in das Restgebiss und für eine dauerhaft hochwertige Oberflächenqualität unverzichtbar.
 

Wussten Sie schon? 5 Tipps zum Thema Politur:

  1. Polierte Zirkonoxidoberflächen erreichen Glanzwerte von über 120 GU – vergleichbar mit natürlichem Zahnschmelz unter Speichelfilm.
  2. Studien zeigen: Unpolierte monolithische Restaurationen können bis zu 10-mal mehr Antagonistenverschleiß verursachen als fachgerecht polierte Oberflächen.
  3. Die Oberflächenrauheit Sa kann durch professionelle Politur deutlich reduziert werden – eine Verbesserung um das 15-fache.
  4. Hybridwerkstoffe vereinen Eigenschaften von Keramik und Kunststoff, benötigen aber speziell abgestimmte Poliersysteme für optimale Ergebnisse.
  5. Eine 5-minütige materialspezifische Politur kann die Lebensdauer einer Restauration um Jahre verlängern.
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Die richtige Politur für jeden Werkstoff: So geht's!

Die Vielfalt der CAD/CAM-Materialien ist beeindruckend. Doch jedes Material stellt eigene Anforderungen an die Politur. Erfahren Sie, worauf es bei den wichtigsten Werkstoffklassen ankommt.

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Zirkonoxid

Zirkonoxid hat sich zu einem vielseitigen Werkstoff entwickelt. Gerade transluzente Varianten bieten hochästhetische Eigenschaften und sind damit prädestiniert für monolithische Restaurationen.

Polierprotokoll für Zirkonoxid:

Vorpolitur:

  • Verwenden Sie einen Silikonpolierer (Renfert)
  • Arbeiten Sie mit niedriger Umdrehungszahl (ca. 10.000 – 15.000/min)
  • Halten Sie den Anpressdruck gering, um Hitzeentwicklung zu vermeiden

Hinweis: Hitze in Verbindung mit mechanischem Druck kann bei Zirkonoxid zu lokaler Überhitzung führen. Dadurch entstehen Oberflächendefekte wie Mikrorisse, die das Risiko für Frakturen im klinischen Einsatz erhöhen.

Hochglanzpolitur:

  • Nutzen Sie die Renfert Polish ZrO₂-Diamantpolierpaste
  • Arbeiten Sie mit einer Bison Polierbürste (Renfert/ Durchmesser 18 mm) bei 12.000 – 15.000 U/min

Wichtig: Die Politur der Kauflächen ist entscheidend, da unzureichend polierte Kauflächen zu Abrasion am Antagonisten führen können.
 

Lithiumdisilikat

Lithiumdisilikat und zirkonoxidverstärkte Lithiumsilikatkeramik (ZLS) verbinden hohe Festigkeit mit hervorragenden ästhetischen Eigenschaften – ideale Voraussetzungen für anspruchsvolle Einzelzahnrestaurationen im Front- und Seitenzahnbereich. Ihre Politur ist etwas weniger anspruchsvoll als bei Zirkonoxid, aber dennoch wichtig für das Ergebnis.

Polierprotokoll für Lithiumdisilikat:

Vorpolitur:

Wichtig: Lithiumdisilikat reagiert empfindlich auf thermische Belastungen: Starke Hitzeeinwirkung oder abrupte Temperaturschwankungen während der Bearbeitung können Spannungen im Gefüge erzeugen und zu Mikrorissen oder Frakturen führen. Eine schonende, kühlende Bearbeitung ist daher essenziell für die Materialintegrität und Langlebigkeit der Restauration.

Hochglanzpolitur:

Hinweis: Eine gleichmäßige Politur der Kauflächen ist bei Lithiumdisilikat wichtig, da sie nicht nur die natürliche Lichtreflexion unterstützt, sondern auch funktionellen Verschleiß reduziert. Unpolierte oder ungleichmäßig bearbeitete Bereiche können zu lokaler Überbelastung, verstärkter Plaqueablagerung und erhöhtem Abrasionspotenzial am Antagonisten führen.

Hybridwerkstoffe

Hybridwerkstoffe wie VITA ENAMIC, GC CERASMART oder 3M Lava Ultimate vereinen die Eigenschaften zweier Werkstoffklassen. Diese Keramik-Polymer-Matrix bietet eine hohe Belastbarkeit, ein günstiges Abrasionsverhalten und gleichzeitig eine reduzierte Sprödigkeit. Allerdings stellt die Kombination besondere Anforderungen an die Nachbearbeitung. Herkömmliche Polierpasten oder -instrumente stoßen oft an ihre Grenzen, da sie entweder zu abrasiv für die polymeren Anteile oder zu ineffektiv für die keramischen Komponenten sind.

Speziell auf Hybridmaterialien abgestimmte Poliersysteme ermöglichen eine gleichmäßige Glättung beider Bestandteile.

Die Herausforderung bei Hybridwerkstoffen:

Inhomogenes Materialverhältnis: Unterschiedliche Anteile von Keramik- und Kompositmaterialien mit variierenden Härtegraden und divergierendem Abtragsverhalten erschweren eine gleichmäßige Bearbeitung.

  • Herstellerabhängige Materialzusammensetzung: Die spezifische Zusammensetzung der Hybridwerkstoffe variiert je nach Hersteller erheblich, was eine standardisierte Prozessführung erschwert.
     

Tipp: Bei Bruxismuspatienten, bei denen es zu Frakturen von Keramikrekonstruktionen kommen kann, sollten Materialien wie Hybridwerkstoffe in Betracht gezogen werden.

Polierprotokoll für Hybridwerkstoffe:

Vorpolitur:

  • Verwenden Sie materialspezifische Silikonpolierer (Renfert) mit einer Bearbeitungsdrehzahl im Bereich von 5.000 bis 12.000 U/min, abhängig von der spezifischen Materialzusammensetzung und Geometrie des Werkstücks
  • Entfernen Sie sorgfältig alle Bearbeitungsspuren insbesondere Schleif- oder Fräsriefen

Hochglanzpolitur:

  • Verwendung geeigneter Poliermittel z.B. Renfert Polish hybrid materials
  • Nutzen Sie Bison Bürstchen (Renfert/ Durchmesser 18 mm) für die Politur von komplexen Geometrien.

CAD/CAM-Hochleistungs-Kunststoffe (PEEK, PMMA, Komposite)

Auch CAD/CAM-Kunststoffe erfordern spezifische Polierprotokolle. In der Regel ist die Polierbarkeit besser als bei Keramiken und vergleichbar mit klassischen Kompositen, wobei die industrielle Vorpolymerisation der CAD/CAM-Werkstoffe für eine noch gleichmäßigere Oberfläche sorgt.

Polierprotokoll für Hochleistungskunststoffe:

Vorpolitur:

  • Verwenden Sie einen geeigneten Silikonpolierer

Zwischenschritt:

  • Polieren Sie mit einem Bisonbürstchen (Renfert/ Durchmesser 18 mm) bei 5.000 – 10.000 U/min; und einer geeigneten Polierpaste (siehe Herstellerhinweise)

Hochglanzpolitur:

  • Verwenden Sie einen Wollschwabbel mit wenig Polierpaste bei 5.000 – 10.000 U/min; für reine Verblendkunststoffe eignet sich speziell Opal L, für PMMA empfiehlt sich die Renfert Universal Polierpaste.

Erfahren Sie mehr im nächsten Teil!

➤ Weiter geht es in Teil 2 unseres Politurguides. Erfahren Sie z. B. mehr über die wissenschaftlich belegten Vorteile der Politur von CAD/CAM-Restaurationen

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